Sammlung Karikatur und Zeichenkunst
Die Sammlung Karikatur und Zeichenkunst wurde Anfang der 1960er-Jahre begründet und hat sich seitdem zu einer vielbeachteten Einrichtung und Forschungsstätte von herausragender nationaler wie internationaler Bedeutung entwickelt. Aktuell umfasst ihr Bestand mehr als 50.000 satirische Bildwerke aus fünf Jahrhunderten, die als Erwerbungen, Schenkungen oder Dauerleihgaben eingegangen sind. Hinzu kommt eine Bibliothek mit wichtigen historischen wie zeitgenössischen Publikationen und Dokumenten zur satirischen Kunst.
Nachdem sich die Erwerbungen in den ersten beiden Jahrzehnten auf Werke von Künstlern des 20. Jahrhunderts wie Heinrich Zille (1858–1929), e. o. plauen (d. i. Erich Ohser (1903–1944)), A. Paul Weber (1893–1980), Hanns Erich Köhler (1905–1983), Wigg Siegl (1911–1994), Ernst Maria Lang (1916–2014), Mirko Szewczuk (1919–1957), Raymond Peynet (1908–1999) André Francois (1915–2005) und andere konzentriert hatten, kam es zu Beginn der 1980er-Jahre zu einer entscheidenden Änderung der Erwerbungsstrategie: Mit stärkerer Gewichtung auf historische Epochen und die Fokussierung auf herausragende internationale Künstler begann der systematische Sammlungsausbau. Den Auftakt dieser Entwicklung bildete 1981 der Ankauf von 160 kolorierten Radierungen von George Cruikshank (1792–1878). In den nachfolgenden Jahrzehnten konnten weitere, umfangreiche Konvolute von Arbeiten berühmter englischer Künstler wie William Hogarth (1697–1764), James Gillray (1757–1815), Thomas Rowlandson (1756–1827) und anderen erworben werden, sodass der Bereich der englischen Karikatur heute einen bedeutenden Schwerpunkt innerhalb der Sammlung darstellt.
Weitere bemerkenswerte Zuwächse gingen seit der Sammlungsgründung als Künstlerschenkungen ein. So stiftete u. a. Tomi Ungerer (*1931–2019) 1981/82 im Nachgang zu einer Ausstellung 237 Zeichnungen, während Walter Hanel (*1930) 2001 dem Haus 115 seiner Werke übergab.
Werke von hohem nationalen und internationalen Rang gelangten 1988 als Schenkung des Unternehmers Rudolf Ensmann in den Bestand. Der Münchener Mäzen stiftete seine 783 Originalzeichnungen, 95 druckgrafische Blätter sowie begleitende Literatur enthaltende Sammlung dem Museum. Höhepunkte dieser Sammlung sind Arbeiten von Künstlern wie Eduard Thöny (1866–1950), Thomas Theodor Heine (1867–1948), Chas Addams (1912–1988), Peter Arno (1904–1968), Jean Jacques-Sempé (*1932), Ronald Searle (1920–2011), James Thurber (1894–1961) oder Saul Steinberg (1914–1999).
Durch den Ankauf der Sammlung historischer Karikaturen von Ronald und Monica Searle – darunter u. a. eine Annibale Carracci (1560–1609) zugeschriebene Zeichnung, wichtige Blätter von Henry William Bunbury (1750–1811), Mary Darly (tätig 1756–1777) und Richard Newton (1777–1798) – erfuhr die Sammlung 1996/1998 erneut einen erheblichen Bedeutungszuwachs.
Ein weiterer Sammlungsschwerpunkt ist der Bestand an Werken von Zeichnern des »Simplicissimus«, darunter 75 Arbeiten von prominenten Künstlern wie u. a. von Ferdinand von Reznicek (1868–1909), Karl Arnold (1883–1953), Rudolf Wilke (1873–1908) und Olaf Gulbransson (1873–1958), die als Dauerleihgaben der Niedersächsischen Sparkassenstiftung eingingen.
Mit dem Ankauf der rund 1.800 Werke umfassenden Sammlung von Günter Böhmer konnte 1997 der Bereich der populären Druckgrafik des 18. und 19. Jahrhunderts erfreulich ausgebaut werden. Die Übernahme der Napoleon-Karikaturensammlung von Ernst und Sabine Scheffler als Dauerleihgabe der Stiftung Niedersachsen, zu der 711 Karikaturen sowie eine kleine Zahl bedeutsamer Dokumente einschließlich Fachliteratur gehören, sorgte für eine weitere, maßgebliche Erweiterung des Sammlungsspektrums.
Parallel zu den historischen Werken wuchs die Zahl der Karikaturen, Cartoons und Bildergeschichten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ebenfalls kontinuierlich: Neben Arbeiten von Paul Flora (1922–2009), Ironimus (d. i. Gustav Peichl (*1928–2019), Erich Sokol (1933–2003), Ernst Kahl (*1949) und anderen bekannten Künstlern, fanden zahlreiche der von Manfred Schmidt (1913–1999) gezeichneten »Nick-Knatterton«-Geschichten Eingang in die Sammlung. Die Abenteuer eines weiteren populären Serienhelden, d. h. von »Jimmy das Gummipferd«, kamen 2014 im Rahmen der Schenkung des zeichnerischen Nachlasses von Roland Kohlsaat (1913–1978) in den Bestand.
Bedeutung und Anspruch der Sammlung konnten in den zurückliegenden Jahren durch den Ankauf mehrerer prominenter künstlerischer Nachlässe erfolgreich ausgebaut werden: Nach dem rund 6.000 Arbeiten umfassenden zeichnerischen Nachlass des Karikaturisten Hanns Erich Köhler (1905–1983), wurde es 2005/2008 möglich, die umfangreichen künstlerischen Nachlässe von Volker Kriegel (1943–2003) und Friedrich Karl Waechter (1937–2005), zwei wichtigen Vertretern der sog. Neuen Frankfurter Schule, anzukaufen.
Durch den Zugang von zwei weiteren herausragenden künstlerischen Nachlässen konnte die Bedeutung der Sammlung in den Folgejahren erneut gesteigert werden:
2010 erhielt das Museum den mehr als 2.000 Werke umfassenden Nachlass des bedeutenden britischen Zeichners Ronald Searle (1920–2011) als Dauerleihgabe der Stiftung Niedersachsen. Diesem Erwerb folgte vier Jahre später der Ankauf des Nachlasses von Marie Marcks (1922–2014), der Grande Dame der deutschen Karikatur, in dem mehr als 2.000 Zeichnungen enthalten sind. Dank der finanziellen Unterstützung durch die Niedersächsische Sparkassenstiftung und die Stiftung Niedersachsen sowie mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder konnte dieser Erwerb für das Museum Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst getätigt werden.
Großartige Schenkung 2020
Das gesamte zeichnerische Werk Tatjana Hauptmanns ist 2020 als Schenkung in das Eigentum des Museums Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst übergegangen. Im Sommer 2022 zeigt das Haus eine große Werkschau der renommierten Kinderbuch-Illustratorin.
Förderer der Sammlung
- Aareal Bank, Wiesbaden
- Bundesrepublik Deutschland
- Rudolf Ensmann († 2004), München
- Ernst von Siemens-Kunstfonds, München
- Fritz-Behrens-Stiftung, Hannover
- Hypo-Kulturstiftung, München
- Klosterkammer Hannover
- Kulturstiftung der Länder, Berlin
- Landeshauptstadt Hannover
- Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Hannover
- Niedersächsische Lottostiftung, Hannover
- Niedersächsische Sparkassenstiftung, Hannover
- Nord/LB Hannover
- Sparkasse Hannover
- Stiftung Niedersachsen, Hannover
- Verein der Förderer des Museums Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst e. V.
- sowie zahlreiche weitere öffentliche und private Förderer